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VIII.

Wie man einen Fuchs fängt

Es kann so nicht weitergehen! Es ist die erste Aprilwoche und das vergangene Wochenende ist das vierte in Folge, dass Kohei unter Aozoras Fuchtel verbracht hat. Nach ihrer Wette im Dezember, ist es zu einem Ritual geworden, dass der Verlierer am Monatsende, der Sklave des Gewinners wird und bisher ist das nur Kohei gewesen.

Wie er es vorausgesehen hat, haben sich Marikas Pläne nach hinten verschoben und sie würde wahrscheinlich erst im Sommer nach Japan kommen, aber das bedeutet, dass Kohei nur noch wenige Möglichkeiten bleiben, Aozora zu schlagen, bevor er ihr Verhältnis beenden muss.

Dass er das bisher noch nicht getan hat, liegt daran, dass er die Zeit mit Aozora genießt. Er fühlt sich wie das Letzte, weil er mit Aozora schläft, während er insgeheim darauf wartet, dass Marika wiederkommt. Aber strenggenommen ist er keiner von beiden verpflichtet. Und jetzt denkt er darüber nach, wie er Aozora zu seiner Sklavin machen kann. Er vergräbt das Gesicht in den Händen.

»Ist alles in Ordnung, Mr. Inouye?«

Kohei versteift sich. Es ist fast, als wollte ihn jemand darauf hinweisen, dass er bei seiner Aufzählung jemanden vergessen hat. Er setzt ein Lächeln auf und hebt den Kopf. »Ms. Kondo. Mir geht es gut, danke der Nachfrage.« Kohei weiß, dass einige Leute ihn für einen Playboy halten, aber das ist nicht wahr. Mit einer Frau zu schlafen, ist kein Spiel für ihn und er nimmt seine Beziehungen ernst. Es gibt eine Frau, für die er sich interessiert, die sich für ihn interessiert und mit der er schläft. Das einzige Problem dabei ist nur, dass das drei verschiedene Frauen sind.

»Oh, ist es vielleicht wegen Ms. Aozora?«

Kohei bemüht sich um einen ahnungslosen Ausdruck. »Ms. Aozora? Was soll mit ihr sein?«

Kondo hebt eine Hand an den Mund, wobei ihre Überraschung jedoch nicht ganz echt erscheint. »Haben Sie es noch nicht gehört? Offenbar geht es um irgendein Techtelmechtel mit jemandem von der Arbeit. Sie spricht gerade mit Mr. Hansawa deswegen. Offenbar geht das schon eine Weile.«

Kohei verschluckt sich beinah, als er sich gerade noch davon abhalten kann, voreilig den Mund aufzumachen. Kondo würde ihm das nicht so einfach erzählen, wenn sie wüsste, dass er ein Verhältnis mit Aozora hat. Und Aozora würde nicht mit ihrem Chef darüber reden. »Was für ein Techtelmechtel?«

Kondo zuckt mit den Schultern. »Ich weiß nichts Genaueres, aber ein Kunde hat sich wohl beschwert.«

»Sie hat ein Verhältnis mit einem Kunden?«, fragt Kohei ungläubig. Das ist auf jeden Fall falsch. Aozora würde nie etwas mit einem Kunden anfangen, dafür ist sie viel zu professionell. Erst recht nicht, wenn sie bereits ihn im Bett hat.

Kondo zuckt erneut mit den Schultern. »Ich dachte über das nach, was Sie zu mir gesagt haben. Es ist wirklich keine gute Idee, Beruf und Privatleben zu vermischen.«

Kohei nickt nur abwesend, während sein Blick zu der Tür huscht, die zu Hansawas Büro führt. Aber es wäre zu verdächtig, wenn er sofort hineingehen würde, um zu fragen, was los ist, und so beschließt er abzuwarten und Aozora später danach zu fragen.

Allerdings ist sie so beschäftigt, dass es eine ganze Weile dauert, ehe Kohei erfährt, dass das, was Kondo ein ‚Techtelmechtel‘ genannt hat, in Wahrheit eine Straftat ist. Wer dabei Täter und Opfer ist, muss noch geklärt werden. Natürlich wollen beide Unternehmen wenn möglich vermeiden, vor Gericht zu ziehen und so findet einige Wochen später ein Meeting statt, im Firmengebäude des Spielzeugherstellers JiJo, in dem die Sache geklärt werden soll.

»Warum bist du hier?« Aozoras Blick bohrt sich in seine Seite, während sie darauf warten, dass das Meeting beginnt. Noch sind sie allein, da die andere Seite noch nicht eingetroffen ist und Hansawa gerade hinausgegangen ist, um ein Telefonat zu führen.

»Moralische Unterstützung!«, erwidert Kohei unbekümmert. Ursprünglich sollte nur Hansawa Aozora begleiten, aber es ist ein Kinderspiel gewesen, Hansawa davon zu überzeugen, dass Koheis Anwesenheit ein großer Vorteil sein konnte.

»Blödsinn. Du bist hier, weil mich dieser ganze Mist diesen Monat so viel gekostet hat, dass du die Führung übernommen hast. Deswegen hast du auch so gute Laune.«

»Und deswegen hast du so schlechte Laune«, erwidert Kohei. Sie hat recht, auch wenn man es unter den Umständen nicht wirklich einen Sieg nennen kann. Aber es ist genau wie damals, als er Syrene an sie verloren hat, denn am Ende ist ein Sieg ein Sieg. »Aber ich bin wirklich hier, um dich zu unterstützen. Und das, obwohl du mir das Ganze so lange verschwiegen hast. Das ist im Januar passiert, oder? Ich habe die ganze Geschichte erst vor ein paar Tagen gehört.«

»Ich hatte keinen Grund, es dir zu sagen«, antwortet sie in geschäftsmäßigem Tonfall.

Kohei runzelt die Stirn. Sie behandelt ihn wie einen Kollegen, solange sie arbeiten, so wie sie es ausgemacht haben, aber er hat nicht gewusst, dass er ihr tatsächlich so gleichgültig ist. »Es ist nicht gut, solche Dinge zu verschweigen. Was, wenn noch etwas Schlimmeres passiert wäre?«

»Deswegen habe ich es Mr. Hansawa gesagt, aber ich wollte nicht, dass es Gerüchte gibt.«

Kohei seufzt, nun wirklich ein wenig beleidigt. »Seit wann steht dir Hansawa näher als ich?«

Sie wirft ihm einen tadelnden Blick zu. »Ich habe es ihm gesagt, weil er mein Vorgesetzter ist und es wissen muss.«

»Und du dachtest, dass es mich nicht interessieren würde, wenn eine Kollegin während der Arbeit sexuell belästigt wird, und ich nur Gerüchte darüber verbreiten würde?«

Aozora sieht ihn einen Moment lang ausdruckslos an, sodass Kohei nicht sagen kann, ob sie überrascht ist oder einfach nicht weiß, was sie sagen soll. Dann blinzelt sie und senkt den Blick. »Nein, natürlich nicht.«

Kohei sieht sie verdutzt an. Es ist ungewohnt, wenn sie so einfach nachgibt. Kann es sein, dass sie ihm nichts erzählt hat, um nicht den Eindruck zu erwecken, sie würde seine Hilfe erwarten, weil sie miteinander schlafen? Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Außerdem bist du mehr als nur meine Kollegin«

Ihre Augen schmälern sich. »Das hat nichts damit zu tun.« Sie widerspricht ihm sofort, ganz wie er gedacht hat.

»Doch hat es. Immerhin sind wir…«

Ihre Augen werden noch schmaler, als wollte sie ihn warnen weiterzusprechen.

»Rivalen«, beendet er seinen Satz mit einem frechen Grinsen.

Aozora atmet aus, als wäre sie erleichtert.

»Hm? Hast du an etwas anderes gedacht?«, fragt Kohei amüsiert.

»Habe ich. Offenbar bist du für mich in erster Linie der Mann, mit dem ich schlafe, und danach jemand, mit dem ich so etwas wie eine Rivalität habe.«

Koheis Grinsen verschwindet schlagartig. »Hey!«

Aozora kichert, aber in diesem Moment kommt Hansawa zur Tür herein und Kohei verzieht nur grummelnd das Gesicht.

Mit Hansawa kommen drei weitere Männer in den Raum, die offenbar JiJo vertreten. Es ist nicht schwer, den Mann auszumachen, der Aozora begrabscht hat, denn er wirft ihr beim Hereinkommen einen wütenden Blick zu.

»Nun denn«, beginnt Hansawa, als alle sitzen und Kohei stellt etwas missmutig fest, dass Aozora die einzige anwesende Frau ist. Es ist kein angenehmes Thema, noch weniger, wenn man als einzige Frau einen Fall von sexueller Belästigung besprechen muss, dem man selbst zum Opfer gefallen ist. Kohei ärgert sich, dass ihm das zuvor nicht eingefallen ist, und er nicht dafür gesorgt hat, dass Mori sie begleitet. Er sieht zu Aozora.

Sie sitzt gelassen neben ihm und betrachtet die drei Männer, die ihr gegenüber sitzen, mit kühlem Blick.

»Mein Name ist Masaki Hansawa und das sind meine Mitarbeiter Rem Aozora und Kohei Inouye.«

»Es ist schön, Sie kennenzulernen«, sagt Kohei mit einem höflichen Lächeln, während Aozora still bleibt. Schließlich kennen sie sich schon und es ist sowieso nur wichtig, dass die drei Herren wissen, wer Kohei ist.

»Inouye?« Einer der Männer springt sofort darauf an. »So wie Toshiro Inouye?«

Kohei macht ein Gesicht, als wäre er überrascht. »Sie kennen meinen Großvater?«

Auf Koheis Antwort spannt sich der Kiefer des Mannes an, eher er lächelt. »Nicht persönlich, fürchte ich. Mein Name ist Katsuhito Morikawa und das sind meine Kollegen Tanjiro Yanagi und Koto Matsusaki.« Er deutet auf die Männer neben sich, die Kohei stumm zunicken. »Ich hoffe, wir können diesen unschönen, kleinen Zwischenfall, schnell klären.«

»Das hoffen wir auch«, erwidert Hansawa. »Ich schlage vor, dass wir mit der Erörterung der Ereignisse beginnen, die zwischen Ms. Aozora und Mr. Matsusaki vorgefallen sind«, sagt Hansawa und richtet seinen Blick auf Aozora. Doch bevor er sie auffordern kann zu sprechen, macht Matsusaki den Mund auf. »Sie hat mich angegriffen, das ist passiert!« Er deutet anklagend auf Aozora. »Sie hatte uns den fertigen Werbespot vorgespielt und ich wollte nur höflich sein und mich bedanken. Ich weiß nicht, was ich gesagt habe, dass sie so verärgert hat, aber das ist ja kein Grund gleich gewalttätig zu werden.«

Hansawa richtet seinen Blick auf Aozora. »Was sagen Sie dazu?«

Aozora sieht Matsusaki an. »Mr. Matsusaki, was halten Sie davon, wenn wir zunächst einen groben Ablauf schildern, bei dem wir beide zustimmen, dass er wahrheitsgetreu ist, um unseren Kollegen eine Vorstellung der Vorkommnisse zu geben?«

Matsusakis Augen schmälern sich misstrauisch. »Solange Sie keine Lügen erzählen.«

»Dann machen wir es Schritt für Schritt.« Aozora spricht ungerührt weiter. »Wir waren gemeinsam in einem Videoraum im Büro von JiJo, nachdem wir den fertigen Werbespot gesehen hatten, und alle anderen bereits gegangen waren. Mit anderen Worten, wir waren dort allein. Stimmen Sie dem zu?«

Matsusaki blinzelt etwas irritiert. Aber nach einem Blick auf alle anderen im Raum nickt er schließlich.

»Ich habe den Spot von der gegenüberliegenden Wand aus angeschaut«, fährt Aozora fort. »Sie saßen am Tisch. Stimmt das?«

Matsusaki nickt erneut.

»Dann sind Sie aufgestanden und zu mir herübergekommen und wir haben uns unterhalten.«

Matsusaki nickt.

»Ich habe mich nicht bewegt. Ich habe nicht versucht, Ihnen aus dem Weg zu gehen, als Sie auf mich zukamen, oder Sie von mir zu drücken, um Sie darauf hinzuweisen, dass ich mich unwohl fühle. Ich habe Sie ohne Vorwarnung mit dem Knie zwischen die Beine getreten.«

Diesmal zögert Matsusaki. Offenbar ist er verwirrt über Aozoras selbstkritische Äußerung, aber nur kurz. Er nickt ein weiteres Mal, diesmal sehr viel energischer und mit einem triumphierenden Lächeln auf dem Gesicht. »Genau, ohne Vorwarnung. Sie hätten ja nur etwas sagen müssen.«

Aozora mustert ihn kurz, sagt aber nichts dazu. Stattdessen erhebt sie sich. »Ich denke, es wäre das Beste, wenn wir die Situation nachstellen, damit Sie sich alle ein Bild machen können. Wenn Sie so freundlich wären, Mr. Inouye?« Sie wirft Kohei einen Blick zu, der daraufhin ebenfalls aufsteht.

Aozora geht zum Kopfende des Tisches und dreht das Whiteboard, das dort an der Wand steht, sodass es mit seiner schmalen Seite zum Tisch steht. »Nehmen wir an, das ist die Wand«, sagt sie, während sie sich mit dem Rücken dagegen stellt. »Mr. Inouye, kommen Sie bitte auf mich zu.«

Kohei tut wie geheißen und stellt sich vor sie.

Aozora hebt ihr Bein, sodass ihr angewinkeltes Knie zwischen ihnen schwebt. »Kommen Sie so nah, dass ich Sie mit meinem Knie treffen kann.«

Kohei tritt weiter vor und Aozora senkt ihr Bein ein wenig, damit er sich direkt vor sie stellen kann. Die Distanz zwischen ihnen hat nun deutlich den gebührlichen Abstand für eine höfliche Unterhaltung unterschritten.

»So in etwa«, sagt sie, während sie nun den Kopf nach hinten lehnen muss, um ihn anzusehen. Dann richtet sie ihren Blick auf die Männer am Tisch.

Matsusaki hat plötzlich kein Grinsen mehr auf dem Gesicht.

»Da ich nun so viel gesagt habe«, sagt Aozora mit gelassener Stimme. »Wieso erzählen Sie uns nicht, worüber wir gesprochen haben, Mr. Matsusaki?«

Damit ist das Meeting gelaufen. Matsusaki versucht noch, sich aus der Sache herauszureden, aber nach diesem ersten Fehler, macht ihn seine Nervosität nur anfälliger für Aozoras Fallen. Sie lenkt das Gespräch, sodass er seinen eigenen Aussagen widerspricht und lässt ihn wie einen Idioten dastehen, bis er schließlich gar nichts mehr sagt. Auch Morikawa, der noch am meisten versucht hat, seinen Kollegen zu unterstützen, senkt am Ende hoffnungslos den Kopf.

»Ich würde ungern unsere gute Geschäftsbeziehung wegen des Fehlers eines Mannes verlieren und wegen eines Einzelfalls vor Gericht ziehen«, fährt Aozora gnadenlos fort.

Morikawa lächelt mit erzwungener Dankbarkeit. Im Gegensatz zu seinem Kollegen hat er etwas im Köpfchen, genug um zu verstehen, dass Aozora eine Warnung ausgesprochen hat, sollte sich so ein Vorfall wiederholen. Für ein Unternehmen, das Spielsachen für Kinder herstellt, wäre es in besonderem Maße ein Problem, wenn ein Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung vor Gericht erscheinen muss.

»Ich bin sicher, Sie werden dafür sorgen, dass dieser Vorfall von Ihnen dennoch wie eine Straftat behandelt und entsprechend gehandhabt wird. Nicht, dass jemand auf die Idee kommen könnte, sie würden sexuelle Belästigung in ihrem Betrieb nicht ernst nehmen.«

»Natürlich, Ms. Aozora. Ganz, wie Sie gesagt haben.«

Ein schmales Lächeln umspielt ihre Lippen. »Ich bin froh, dass ihr Unternehmen diese Angelegenheit ernst nimmt und einen fähigen Mann wie Sie geschickt hat, um sie zu klären, Mr. Morikawa. Ich gebe zu, ich hatte Sorge, Sie würden versuchen, die Sache heimlich unter den Teppich zu kehren.«

»Das würde ich nie! Bitte seien Sie versichert, Ms. Aozora, dass wir umgehend ein Disziplinarverfahren einleiten werden.«

»Ja, das klingt nach einem guten Anfang. Aber ich bin mir sicher, Sie werden mich voll und ganz zufriedenstellen.«

Morikawa schluckt.

Kohei beißt sich auf die Lippen. Er hatte von Anfang an keine Bedenken, dass Aozora sich in diesem Meeting durchsetzen würde, aber eine Sache ist ihm nicht klar gewesen. Wie wütend Aozora ist. Sie hat ihre Art, mit Worten umzugehen, aber dass Morikawa ihr in diesem Moment kaum in die Augen sehen kann, liegt an dem frostigen Brennen in ihren Augen. Kohei kann die blauen Flammen förmlich sehen. Blaues Fuchsfeuer*. Aozora ist mächtig angepisst.

Da das Meeting zu ihren Gunsten verläuft, kann Kohei nur raten, dass ihr die Situation an sich zuwider ist. Immerhin hat es zwei Monate gedauert, bis dieses Treffen stattfinden konnte, und es ist offensichtlich, dass JiJo darauf gehofft hat, die Konsequenzen des Vorfalles so gering wie möglich ausfallen zu lassen.


 

»Gute Arbeit, Ms. Aozora. Ich bin froh, dass das gut ausgegangen ist«, sagt Hansawa, als sie gemeinsam das Gebäude verlassen und das Parkhaus betreten. »Und natürlich werden Sie sich von nun an nicht mehr um JiJo kümmern müssen.«

Kohei wirft Hansawa einen Blick zu. An seiner nüchternen Miene kann er erkennen, dass ihm durchaus bewusst ist, dass Aozora damit nicht zufrieden sein wird.

»Das ist nicht nötig«, erwidert Aozora sofort.

»Doch ist es. Sie werden JiJo nicht weiter betreuen.« Hansawa bleibt stehen. »Ihre Wut ist durchaus verständlich und Sie haben sie JiJo sehr deutlich spüren lassen. Ich möchte nicht, dass es zu weiteren Spannungen zwischen Ihnen und JiJo kommt und noch etwas Schlimmeres passiert. Deswegen werden Sie nicht weiter für JiJo zuständig sein!«

»Halten Sie mich für so unprofessionell, dass ich mich davon beeinflussen lassen würde?!«

»Im Gegenteil, ich halte Sie für so professionell, dass Sie die Situation zu Ihren Gunsten ausnutzen werden. Sie haben Mr. Matsusaki bereits gedemütigt, wenn Sie es noch weiter treiben, wer weiß, was er tun wird? Zu Ihrer eigenen Sicherheit, tun Sie, was ich sage!«

Kohei kann durchaus verstehen, was Hansawa durch den Kopf geht, aber wenn er auch nur den Hauch einer Chance hätte haben wollen, hätte er warten sollen, bis Aozoras Fuchsfeuer erloschen ist.

»Bei allem Respekt, Mr. Hansawa, aber nicht ich habe Mr. Matsusaki gedemütigt, sondern er sich selbst. Er hat sich unprofessionell verhalten und muss die Konsequenzen tragen!«

»Bitte seien Sie vernünftig, Ms. Aozora. Es geht mir darum, einen weiteren Konflikt zu vermeiden.«

»Von welchem Konflikt sprechen Sie? Dem, dass das Opfer einer Straftat sich selbst einzuschränken hat, um zu verhindern, ein weiteres Mal ein Opfer zu werden oder von Ihrer Doppeldeutigkeit?!«

Hansawa setzt eine strenge Miene auf. »Sie wissen ganz genau, wie ich das meine!«

Aozora macht einen Schritt auf ihn zu. »Sexuelle Belästigung kann in jedem Betrieb vorkommen. Wollen Sie mich jedes Mal versetzen, wenn das passiert?«

Hansawa zögert.

»Sie sagen, sie wollen keinen weiteren Konflikt, aber Sie wissen doch, was jeder denken wird, wenn JiJo nach all den Gerüchten einen anderen Vertreter bekommt.«

Für ein paar Sekunden erwidert Hansawa Aozoras Blick. Dann seufzt er. Er macht einen Schritt zurück und reibt sich die Stirn. »Was denken Sie, Mr. Inouye? Ich hatte an Sie als Ersatz für Ms. Aozora gedacht.«

Kohei runzelt die Stirn. Offenbar glaubt Hansawa, dass er Kohei auf diese Weise dazu bringen kann, ihn zu unterstützen. Kohei lächelt. »Ich sehe es wie Ms. Aozora.«

Hansawa blinzelt verdutzt. »Tatsächlich?«

»Natürlich«, antwortet Kohei schulterzuckend. »Es wäre eine Sache, wenn sie Sie darum bitten würde, JiJo abzugeben, aber im Moment bestrafen Sie sie nur dafür, dass ein Widerling sie begrabscht hat.«

Hansawa starrt Kohei an, als könnte er nicht glauben, dass er ihm widerspricht. »Ich versuche, nur sie zu schützen.«

»Dann hätten Sie vorhin darauf bestehen sollen, dass Matsusaki gefeuert oder zumindest versetzt wird. Man sperrt ja auch nicht das Opfer ins Gefängnis, um es vor dem Täter zu schützen, oder?«

Hansawa schüttelt den Kopf, aber wohl eher aus seinem Unglauben heraus, als als Antwort auf Koheis Aussage. »Ich sage ja nicht, dass Ms. Aozora etwas falsch gemacht hat. Aber wenn dieser Mann schwer bestraft wird und er Ms. Aozora dafür die Schuld gibt, ist es denkbar, dass er sich rächen will.«

»Ich werde vorsichtig sein und ich bin in der Lage mich im Ernstfall zu verteidigen«, sagt Aozora ohne zu zögern.

»Und sie wird Bescheid sagen, wenn ihr etwas Verdächtiges auffällt, nicht wahr?« Kohei grinst Aozora an.

Sie runzelt nur die Stirn, bevor sie wieder zu Hansawa sieht. »Natürlich.«

Hansawa seufzt. »Wenn Sie beide sich einmal einig sind…«, brummt er dann, während er sich abwendet und weitergeht.


 

Da sie mittlerweile die letzte Aprilwoche erreicht haben, hängt am kommenden Freitag die Monatsendauswertung aus.

»Hehe...hehehehe…« Kohei steht mit einem Grinsen vor dem Aushang, auf dem nach langer Zeit endlich wieder sein Name an der Spitze steht.

»Hey Mann, deine dunkle Seite zeigt sich«, bemerkt Tomoda, der Kohei von der Seite mustert.

Kohei räuspert sich und setzt eine neutrale Miene auf. »Ich bin nur stolz auf die Leistung, die ich diesen Monat erbracht habe.«

»Du meinst, dass du es ausgenutzt hast, dass Ms. Aozora wegen diesem Vorfall mit JiJo abgelenkt war? Ich dachte, das ist unter deiner Würde.«

Kohei legt die Stirn in Falten, während er Tomoda ansieht. »Du hast ja keine Ahnung!« Wie sollte er auch verstehen, dass Kohei nicht glücklich darüber ist, Aozora geschlagen zu haben. Ihm ist bewusst, dass er das nicht hat. Aber seine Abmachung mit ihr ist, dass der Erstplatzierte der Monatsendauswertung, den anderen für einen Tag als Sklave hat und nach vier Niederlagen in Folge, ist es Kohei egal, wie fair er gewonnen hat.

Nachdem sie ihn Ende Dezember an einen Stuhl gefesselt hat, ist ihm nicht klar gewesen, dass das erst der Anfang war. Im Januar hat sie ihm befohlen sich auszuziehen und ohne Ende Liegestütze und Sit-ups zu machen, während sie nur auf der Couch gelegen und zugesehen hat. Und als sie endlich zum spannenden Teil des Abends gekommen sind, ist er so erschöpft gewesen, dass die Handschellen gar nicht mehr nötig waren.

Im Februar hat sie sich von ihm bedienen und bekochen lassen. Dabei hat er nur eine Schürze getragen, eine Kellnerschürze, sodass er beim Kochen unzählig heiße Fetttröpfchen auf die nackte Brust bekommen hatte. Und als er sich darüber beschwert hat, hat sie sich dazu herabgelassen, ihn zu säubern. Mit ihrer Zunge. Und sie ist so verflucht gut gewesen!

Und im März hat sie ihn mit verbundenen Augen ans Bett gefesselt und allerhand Dinge getan, die ihm vor Augen geführt haben, dass er einen Hang zum Masochismus hat. Einen sehr leichten, den er noch nicht bereit ist, zuzugeben. Aber heute würde alles anders sein!

»Du grinst schon wieder«, sagt Tomoda, aber Kohei ignoriert ihn und hält nach Aozora Ausschau.

Sie sitzt an ihrem Schreibtisch, als hätte die Rangliste keine Bedeutung für sie. Aber bei genauerem Hinsehen, ist ihre Miene ungewöhnlich grimmig.

Kohei geht zu ihr.

Sie rührt sich nicht, als hätte sie ihn nicht bemerkt, aber er weiß, dass sie das hat.

Er beugt sich zu ihr hinunter. »Ich hoffe, du hast keine Pläne für heute Abend. Oder für morgen.«

Aozora dreht den Kopf, um ihm einen strengen Blick zuzuwerfen.

Kohei erwidert ihren Blick mit einem strahlenden Lächeln. Er würde ihre letzten vier Siege wie ein Kinderspiel wirken lassen!

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*Blaues Fuchsfeuer (Kitsunebi): Eine Fähigkeit der Kitsune in der japanischen Folklore

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