Posterboy

XLII.

Zu guter Letzt

Weihnachten endet schlechter als erhofft, aber besser als erwartet. Kohei hatte während der gesamten Feier ihrem Ende entgegengefiebert und dem Moment, wenn er Rem wieder für sich hätte. Saburo hat diese Aussicht in Gefahr gebracht, als er Rem von Mr. Blake erzählte, und Rem war wie üblich zu schlau, um nicht auch zu hinterfragen, was mit ihrem Ex passiert ist.

Zu seiner Erleichterung jedoch, und weil Rem so eine unglaubliche Frau ist, richtete sich das Ausmaß von Rems Verärgerung ausschließlich gegen seine Haare, die sie gründlich in Unordnung brachte. Kohei versteht nicht, was genau daran eine Strafe sein soll. Wenn überhaupt, dann ist es so niedlich, dass es Kohei nichts ausmachen würde, sie wieder wütend auf ihn zu machen, und so ist er Saburo fast dankbar.

Leider sind sowohl er als auch Rem nach Weihnachten wieder mit der Arbeit beschäftigt. Neujahr steht vor der Tür, das wie Weihnachten zu Sonderangeboten aufruft und das zu neuer Werbung. Sogar Noué nutzt die Zeit, um eine neue Kampagne für sich selbst zu starten, was bedeutet, Kohei muss nicht nur seine Kunden betreuen, sondern auch einen Werbespot drehen.

Das Motiv ist klassisch und das, was die meisten Leute von einem Werbespot für Neujahr erwarten. Er soll an einem Schrein gedreht werden und Kohei in einem Kimono zeigen, wie er erklärt, wie toll Werbung machen ist.

Kohei fand es schon immer ironisch, wie belanglos es ist, was er sagt, solange es einigermaßen überzeugend klingt und er gut aussieht. Die meisten Menschen achten sowieso nur auf das Bild, das sie sehen, und den Klang seiner Stimme. Und da in Koheis Fall beides ausgesprochen attraktiv ist, kommt die Werbung gut an.

Heute ist er für ein Shooting im Studio und er hat es extra so eingerichtet, dass er zur selben Zeit dort ist wie Rem. Er hat sie eingeladen, bei dem Shooting zuzusehen und, obwohl er mehrere Gründe parat hatte, die die Arbeit als Vorwand nehmen, hat sie zugestimmt, noch bevor er sie vorbringen konnte.

Jetzt steht sie neben dem Set und macht Kohei ganz nervös. Mehr als sonst will er wie ein Profi wirken, aber das ist nicht so einfach unter Rems kritischem Blick. Zumal er bemerkt, dass sie nicht nur ihn ansieht. Es ist, als würde sie die gesamte Crew im Auge behalten und sicher gehen, dass jeder seine Arbeit tut.

»Und?«, fragt Kohei in einer Pause, so unbesorgt wie möglich. »Wie gefällt es dir?«

Rem mustert ihn mit einem kühlen Ausdruck. »Du bist gut. Wie erwartet.«

Kohei spürt, wie ihm sein Lächeln entgleitet, zusammen mit dem Rest seiner Zuversicht. »Wieso klingst du, als würde es dir überhaupt nicht gefallen?«

»Tu ich nicht«, erwidert sie mit vor der Brust verschränkten Armen und einem abweisenden Ausdruck. »Ich weiß, dass du schon professionell als Model gearbeitet hast, also ist es selbstverständlich, dass du gut bist.«

Kohei beugt sich zu ihr hinunter, um ihr besser ins Gesicht zu sehen, woraufhin sie seinem Blick ausweicht. »Hab ich etwas Falsches getan?«

»Nein.«

»Wieso guckst du dann weg?«

Sie richtet ihren Blick wieder auf ihn. Dann hebt sie eine Hand und legt sie ihm auf die Schulter, um ihn wegzuschieben. »Lass das. Wir sind nicht allein.«

»Sollen wir uns einen Platz zum Alleinsein suchen?«, fragt Kohei mit einem Grinsen, aber er richtet sich auf.

Rem wirft ihm einen ärgerlichen Blick zu.

»Wir reden doch nur. Als ob das jemanden stören würde.«

Rem schnaubt verächtlich. »Ja, wen sollte es auch stören?« Ihre Stimme trieft vor Sarkasmus und sie schaut ihn schon wieder nicht an. Diesmal jedoch scheint es so, als würde sie nicht seinem Blick ausweichen, sondern etwas anderes ansehen.

Kohei folgt ihrem Blick. Zwei Frauen von der Crew stehen dort und tuscheln, wobei sie hastig wegsehen, als Kohei in ihre Richtung schaut. Er erkennt eine von ihnen. Sie ist eine Maskenbildnerin in der Ausbildung und sie war dabei, als Kohei in der Maske war. Auch wenn sie weniger auf die Arbeit und mehr auf ihn konzentriert zu sein schien.

Kohei sieht wieder zu Rem, die die beiden Frauen mit einem frostigen Blick anstiert, der möglicherweise auch dafür verantwortlich gewesen sein könnte, dass die Frauen den Blick abgewandt haben. »Bist du eifersüchtig?«

Rems Blick zuckt zu ihm zurück und verdüstert sich noch weiter. Dann gibt sie ein Zischen von sich. »Ich muss zurück zu meinem Set«, sagt sie und wendet sich ab, um zu gehen.

Kohei starrt ihren Rücken an. Dann läuft er ihr hinterher. »Wirklich? Du bist eifersüchtig?«, fragt er mit aufgeregter Stimme.

»Nein!«, sagt Rem kategorisch, ohne stehenzubleiben. Außerdem schiebt sie ihre Unterlippe vor, so wie sie es immer macht, wenn sie stur ist.

Kohei grinst. »Doch, ich glaube schon.«

Rem beschleunigt ihre Schritte, als wolle sie ihm davonlaufen, allerdings hat er die längeren Beine.

Kohei folgt ihr fröhlich aus dem Studio. »Soll ich laut verkünden, dass ich vergeben bin?«

»Nein!« Rem wirft ihm einen verärgerten Blick zu.

»Wie wärs dann mit etwas Subtilerem? Ich kann anfangen, einen Ring zu tragen.« Er streckt seinen Ringfinger in die Luft.

Rem bleibt mit einem Seufzen stehen. »Es geht nicht darum, dass ich eifersüchtig bin, sondern darum, dass diese Mädchen, wären unsere Plätze vertauscht, jetzt ihren Job verloren hätten. Diese Mädchen und wahrscheinlich hundert andere, weil du dank deiner Modelkarriere, deiner Familie, deinem Charme und deinem Gesicht mehr als genug Verehrerinnen hast. Und trotzdem bin ich es, die vorsichtig sein muss, dir nicht den falschen Eindruck zu geben oder jemand könnte plötzlich das Land verlassen müssen.«

Kohei mustert ihren abweisenden Gesichtsausdruck und den Hauch von Röte auf ihren Wangen. »Also du bist eifersüchtig«, stellt er fest und Rem schnalzt mit der Zunge. Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Es ist nicht schön, dabei zuzuhören, wie irgendwelche Frauen zusammen Pläne schmieden, um deinen Freund anzumachen.«

Kohei lächelt. Er hätte nie gedacht, dass er einmal so viel Glück darüber empfinden würde, dass Rem schlechte Laune hat.

»Ich will nicht sagen, dass du etwas tun musst, aber du solltest wissen, dass ich sehr viel mehr Gründe habe, eifersüchtig zu sein als du.«

»Onee-san!«

Rem zuckt zusammen und fährt herum. Hinter ihr kommt ein junger Mann auf sie zugelaufen, ein breites Grinsen auf dem Gesicht und Koheis Glückseligkeit verschwindet schlagartig.

»Da bist du ja!«, sagt der Mann und bleibt neben Rem stehen. Er trägt Alltagskleider, aber er war eindeutig in der Maske, womit er sich als Rems Model verrät.

»Ah«, macht Rem und wirft Kohei einen besorgten Blick zu. »Stimmt etwas nicht, Yuji?«

»Oh, es gibt nur gerade einen Streit über den Aufbau des Sets und ich dachte, Onee-san sollte auch etwas dazu sagen.«

Da ist dieses Wort wieder! Koheis Blick bohrt sich in die Schläfe des Mannes, der unverhohlen vertraut mit Rem redet und das direkt vor seiner Nase. Schlimmer noch, nachdem er ihn genauer betrachtet hat, erkennt Kohei ihn wieder, von dem Werbefoto, auf dem Rem viel zu sexy ausgesehen hat, als dass dieser Bursche danach keine Gefühle für sie haben könnte.

»Okay, ich komme sofort.« Rem sieht erneut zu Kohei. »Yuji ist das Model, mit dem ich gerade zusammen arbeite«, erklärt sie Kohei bevor sie wieder zu Yuji sieht. »Und das ist mein Kollege, Kohei Inouye. Er ist auch Noués offizielles Model.«

»Und er ist außerdem Rems offizieller Freund«, fügt Kohei hinzu, da Rem diese wichtige Information offenbar verschweigen will.

»Oh«, macht Yuji und sieht Kohei mit großen Augen an. »Das ist erst kürzlich passiert, oder?«

Kohei runzelt die Stirn.

»Als Onee-san und ich zusammengearbeitet haben, hat sie gesagt, sie hat keinen Freund.«

Kohei knirscht mit den Zähnen. Wieso muss Rem jeden Kerl, der ihr zu nahekommt, über ihren Beziehungsstatus aufklären?

»Er ist der nicht-Freund, an den du während des Shootings gedacht hast, oder Onee-san?« Yuji grinst Rem an, die plötzlich puterrot anläuft.

»W-Was redest du denn da?!«, stammelt sie und sieht Yuji empört an. Dann räuspert sie sich und richtet ihren Blick auf Kohei. »Yuji geht noch zur Uni, er ist also praktisch noch ein Kind.«

Kohei hebt die Brauen. Er versteht, dass Rem wohl sagen will, dass sie kein romantisches Interesse an Yuji hat, aber ihn ein Kind zu nennen, geht doch etwas zu weit.

»Hey, das ist nicht nett, Onee-san!«, mault Yuji, wodurch er schon mehr wie ein Kind wirkt. »Wir sind nur drei Jahre auseinander.«

So wie Rem und er auch, geht es Kohei durch den Kopf.

»Wer ist hier nicht nett?!«, fährt sie Yuji an, der daraufhin den Kopf einzieht, aber er scheint ein Grinsen zurückzuhalten. »Tut mir leid.«

Kohei funkelt Yuji an. Er kann sehen, dass er etwas ausheckt. Es ist offensichtlich.

Yujis Blick trifft seinen und Yujis Mundwinkel zucken. »Onee-san sollte zurück ins Studio gehen.«

»Ja, wir sollten zurückgehen«, sagt Rem und wirft Kohei einen Blick zu, als wolle sie ihm etwas sagen.

»Du gehst vor, ich komme nach«, sagt Yuji und legt Rem die Hände auf die Schultern, um sie umzudrehen.

»Warte mal!«, protestiert Rem und richtet ihren Blick auf Yuji, der sie breit angrinst.

»Ich will mich nur mit Senpai unterhalten.«

»Senpai?« Rem sieht irritiert zu Kohei.

»Er hat recht«, sagt Kohei und legt seinerseits Yuji eine Hand auf die Schulter. Mit etwas mehr Druck. »Du hast gesagt, er ist jung und unerfahren. Ich gebe ihm gerne ein paar Tipps.«

Rem starrt Kohei an. »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.«

»Doch ist es«, sagt Kohei und Yuji nickt. »Ist es, ist es!«

Rem seufzt. »Wenn du in fünf Minuten nicht wieder da bist, komme ich dich suchen«, sagt sie und deutet mit dem Finger auf Yuji.

Der beäugt ihren Finger neugierig. »Senpai, ich glaube, Onee-san hält dich für gefährlich.«

Kohei lächelt unbeeindruckt. »Nein, sie hält dich für schutzbedürftig.«

»Haha, wirklich?« Yujis Tonfall klingt gekünstelter denn je.

Rem mustert die beiden kritisch. »Fünf Minuten«, wiederholt sie, bevor sie sich endlich umdreht und zum Studio geht.

Kohei richtet seinen Blick auf Yuji. »Also?«

Yujis Lächeln verschwindet und mit ihm sein jungenhaftes Gehabe. »Zuerst sollten Sie wissen, dass es keinen Grund zur Sorge gibt«, sagt er mit tieferer Stimme als zuvor und entfernt Koheis Hand von seiner Schulter. »Onee-san ist sehr professionell -«

»Nenn sie nicht so!«, unterbricht Kohei sofort.

Yuji hält inne und lächelt etwas verlegen. »Ich meine, Rem ist sehr - «

Kohei funkelt ihn warnend an.

»Ich meine, Ms. Aozora ist sehr professionell und hilft mir bei meiner Karriere, deshalb bin ich nett zu ihr. Ich will aber keinen Streit mit ihrem Freund haben, schon gar nicht mit Mr. Kohei Inouye.«

Kohei runzelt die Stirn und verschränkt die Arme vor der Brust. »Du willst mir also erzählen, dass du dich nur wegen deiner Karriere an Rem herangemacht hast?«

Yuji schüttelt den Kopf. »Ms. Aozora hat mir geholfen, aber ich hab sie ehrlich gern. Aber wir stehen uns nicht nah genug, dass ich mich in ihr Privatleben einmischen kann.«

Koheis Augen schmälern sich. »Was willst du sagen?«

Yuji sieht sich um, als wolle er sich vergewissern, dass niemand in der Nähe ist, um sie zu hören. »Während Ms. Aozora und ich zusammen an der Kampagne für Syrene gearbeitet haben, gab es diese Gerüchte über sie, dass sie mit Mr. Blake und mir schläft.«

Kohei schnaubt. »Wenn du mir erzählen willst, dass etwas davon wahr ist, spar’s dir.«

Yuji hebt abwehrend die Hände und schüttelt erneut den Kopf. »Natürlich nicht. Ich habe noch nie mit jemandem zusammengearbeitet, der deutlicher hervorgehoben hat, dass unser Verhältnis rein beruflich ist.«

Kohei sagt nichts, auch wenn er ein stolzes Grinsen zurückhalten muss. Natürlich hat Rem deutlich gemacht, dass sie nichts von diesem halbfertigen Burschen will.

»Damals fand ich es komisch, dass es überhaupt Gerüchte über sie gab, weil sie keine prominente Person ist und ich bin mir ziemlich sicher, dass jemand dahinter steckt.«

Offenbar hat Rem ihn nicht über die Einzelheiten aufgeklärt, was Kohei erneut erleichtert. »Ich weiß«, sagt er deswegen selbstsicher zu Yuji, um ihm zu zeigen, wie weit voraus er ihm ist. »Ich habe mich schon darum gekümmert.«

Yuji blinzelt. »Oh«, macht er. Dann erscheint ein nachdenklicher Ausdruck auf seinem Gesicht. »Mir ist aufgefallen, dass sich die Gerüchte gelegt haben und dass Ms. Aozora nicht mehr bei jedem Handyklingeln zusammenzuckt. Aber ich dachte, vielleicht versteckt sie es einfach besser.«

Kohei horcht auf. »Handyklingeln? Wieso sollte Rem davon zusammenzucken?«

»Na, wegen der Nachrichten«, sagt Yuji und sieht Kohei verwirrt an.

»Welche Nachrichten?«, knurrt Kohei, verärgert, dass er nachhaken muss.

Yuji hebt die Hände. »Das weiß ich nicht genau. Ms. Aozora hat sie mir nie gezeigt, aber ich dachte, es müssen Beleidigungen oder sowas sein.«

Kohei starrt ihn an. Jemand hat Rem übers Handy Beleidigungen geschickt? Es ist nicht so, dass das Marika nicht zuzutrauen wäre, aber er kann nicht glauben, dass er nichts davon gewusst hat. Und dann erinnert er sich plötzlich an den Tag, an dem er Rem aus dem Restaurant gefolgt war und sie ihn von sich gestoßen hatte, aus Angst, die Gerüchte könnten noch schlimmer werden. Damals hat ihr Handy geklingelt und Kohei dachte, wie ungewöhnlich es sei, dass sie es ignorierte.

»War das hilfreich, Senpai?« Yujis Stimme klingt nun wieder etwas höher.

Koheis Augen schmälern sich. »Wieso, willst du eine Belohnung?«

Ein Grinsen erscheint auf Yujis Gesicht. »Wenn Sie mir eine geben.«

Bei seiner Dreistigkeit muss Kohei auflachen. »Das kommt darauf an.«

Yuji hebt einen Finger. »Dann lassen Sie uns Freunde werden.«

Kohei runzelt die Stirn. »Wieso sollte ich dich als Freund wollen?«

»Weil Ms. Aozora nicht so vorsichtig ist, wenn sie bei mir ist. Sie haben doch gehört, wie sie mich ein Kind genannt hat.«

Er hat nicht unrecht, aber Kohei gefällt es nicht, wie Yuji ihm sich anbiedert.

»Ich will nur weiter mit Ms. Aozora befreundet sein«, sagt Yuji, als hätte er Koheis Gedanken gelesen.

»Und wozu brauchst du da mich?«

»Na ja…« Yuji reibt sich den Nacken. »Senpai hat mich vorhin angesehen, als würde ich heute meinen letzten Tag als Model verbringen.«

Kohei mustert den Jungen überrascht. Dann lächelt er. »Du hast ein gutes Gespür«, sagt er anerkennend, allerdings sieht Yuji nicht sehr geschmeichelt aus.

Kohei hält ihm seine Hand hin. »Also gut, lass uns Freunde sein.«


 

Nach seinem Gespräch mit Yuji tätigt Kohei einen Anruf und macht eine Reservierung im Emerald für den Abend. Seit sie ein Paar sind, lassen Rem und Kohei öfter die Abende mit den Kollegen ausfallen, um Zeit zu zweit zu verbringen, sodass Rem keine Fragen stellt, als er vorschlägt, zusammen essen zu gehen. Das heißt, bis sie in dem Luxushotel ankommen.

»Du hast also nicht nur einen Tisch in einem Luxushotel reserviert, sondern gleich das Penthouse«, bemerkt Rem missbilligend, während sie besagtes Penthouse betreten.

»Wieso sollte ich nur einen Tisch reservieren?«, erwidert Kohei mit einem unbekümmerten Lächeln. »Hätte ich das, wärst du nur wütend geworden, weil du nicht das Passende zum Anziehen hast, um hier zu essen, also habe ich vorgesorgt.«

»In dem du gleich ein ganzes Penthouse reservierst?«, fragt sie aufgebracht.

Kohei sieht sie an, unschlüssig, wie er reagieren soll. Immerhin hat er offensichtlich genau das getan, aber es ist wohl eine rhetorische Frage.

Aber dann schüttelt Rem den Kopf. »Nein, ich bin nicht wütend. Ich war nur überrascht. Das Essen hier ist bestimmt ausgezeichnet.«

Kohei starrt sie verdutzt an.

»Also.« Rem sieht sich um. »Wo soll ich mich umziehen?«

Zu Koheis ungemeinem Erstaunen scheint sich Rems Missmut tatsächlich aufgelöst zu haben und sie verschwindet in den für sie vorbereiteten Räumlichkeiten, um sich frisch zu machen.

Noch immer verdutzt und ein klein wenig misstrauisch geht Kohei ebenfalls, um sich umzuziehen. Tatsächlich hat er keinen Tisch im Restaurant des Hotels reserviert, da es eine Verschwendung wäre, nicht im Penthouse zu essen, wo die Aussicht um einiges besser ist. Es war nicht ausschließlich seine Absicht, Rem damit in Verlegenheit zu bringen, aber er hat mehr Widerstand von ihr erwartet.

Nachdem er sich umgezogen hat, wartet er auf Rem, die erstaunlich lange braucht. Er lehnt sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück und sieht durch die Fensterfront auf die Stadt hinab, während er an sein Gespräch mit Yuji zurückdenkt. Noch ist er unentschlossen, was er von Yuji halten soll, aber der Gedanke an ihn ist nicht so nervenaufreibend, wie er erwartet hätte. Er erinnert sich an das Werbefoto von ihm und Rem, besser, als ihm lieb ist. Aber jetzt kommt ihm außerdem Rems vor Scham gerötetes Gesicht in den Kopf, als Yuji verraten hat, dass sie während des Shootings an Kohei gedacht hat. Kohei hat keine Ahnung, woher Yuji das weiß, aber nach Rems Reaktion weiß er, dass es die Wahrheit ist. Was bedeutet, der verführerische Blick, mit dem sie Yuji auf den Werbebildern ansieht, ist eigentlich für ihn bestimmt.

Außerdem scheint Yuji ein gesundes Verständnis davon zu haben, wer Kohei ist, sodass es keinen Grund gibt, irgendetwas zu überstürzen.

»Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.«

Kohei nimmt den Blick vom Fenster und sieht zu Rem, die auf den Tisch zukommt. Dabei ist sie immer noch damit beschäftigt, etwas in ihr Handy zu tippen, was Kohei die Frage beantwortet, weshalb sie so lange gebraucht hat.

Kohei lächelt. »Ich vergebe dir alles, wenn du so sexy aussiehst.«

Rem bleibt stehen und hebt den Kopf. Sie sieht erst Kohei an und dann schaut sie an sich hinunter. Sie trägt ein schwarzes Cocktailkleid, das sich eng um ihren Körper schmiegt und dabei ihre Schultern und den größten Teil ihrer Beine entblößt. Es überrascht ihn wenig, dass sie auf Schmuck verzichtet hat, aber ihre Haare sind offen und sie trägt etwas Makeup, das ihre Augen betont, was ausreicht, um sie bestechend schön zu machen.

»Magst du es, wenn ich solche Kleider trage?«, fragt Rem und streicht mit der Hand über den Stoff des Kleids.

Kohei stützt das Kinn auf der Hand auf. »Wieso? Ziehst du sie dann öfter für mich an?«

Rem macht ein Gesicht, als würde sie das tatsächlich in Erwägung ziehen und Kohei lacht. »Ich mag es, egal was du trägst. Um genau zu sein, mag ich es am meisten, wenn du gar nichts trägst.« Er beobachtet genaustens, ob sie daraufhin errötet, aber sie sieht ihn nur einen Moment an, bevor ihr Blick an ihm herunterrutscht. Und dann erst tritt ein Hauch von Röte auf ihre Wangen.

»Du siehst auch gut aus«, sagt sie dann und reibt sich etwas unbeholfen den Hals.

Kohei blinzelt verdutzt. »Was?«

»Du weißt schon«, brummt sie und setzt sich auf den Platz gegenüber von ihm. »Ich bin nicht so gut darin, Komplimente zu machen.«

Kohei lehnt sich etwas über den Tisch. »Errötest du deswegen oder weil du einen schmutzigen Gedanken hattest, als du mich gerade angesehen hast?«

Rem seufzt und ihre Brauen rücken missbilligend zusammen. Aber sie errötet.

Kohei kichert.

Sie räuspert sich und betrachtet auffällig eingehend den Tisch. »Seit wann hast du das alles geplant?«

Es ist ein sehr offensichtlicher Versuch, das Thema zu wechseln und weil das an sich schon so niedlich von ihr ist, vergisst Kohei beinah, dass sie immer noch eigenartig versöhnlich mit der Situation umgeht. »Du klingst nicht sehr wütend«, stellt er fest.

Rems Blick richtet sich wieder auf ihn. »Natürlich bin ich nicht wütend«, sagt sie mit etwas lauterer Stimme. Dann beißt sie sich auf die Lippe. »Ich wollte dich nicht einschränken, nur weil ich nicht an sowas gewöhnt bin.« Sie wirft einen Blick aus dem Fenster. »Deshalb hab ich an einen Kompromiss gedacht.«

Kohei runzelt die Stirn.

Sie sieht wieder zu ihm. »Lass uns einen schönen Abend haben und nicht über Geld nachdenken, aber ich möchte die Hälfte der Rechnung bezahlen.«

Kohei gluckst. Das ist so typisch Rem. »Das mit dem schönen Abend gefällt mir, aber du kannst nicht die Hälfte der Rechnung bezahlen.« Allerdings hat sie ihn daran erinnert, dass er, jetzt da sie da ist, dem Zimmerservice klingeln kann, damit das Essen serviert wird.

Rem sieht ihn streng an. »Ich versuche hier einen Schritt auf dich zuzumachen. Kannst du das nicht auch?«

»Indem ich dich für eine Rechnung bezahlen lasse, die nicht existiert? Das wäre kriminell.«

Der strenge Blick verschwindet mit einem Blinzeln von Rems Gesicht. »Was meinst du?«

Kohei hebt einen Finger und deutet auf die Decke. »Dieses Hotel gehört meinem Großvater. Zum größten Teil jedenfalls. Ein kleiner Teil gehört auch mir, aber der Punkt ist, dass jeder Service hier für mich aufs Haus geht.«

Rem klappt die Kinnlade herunter. Es ist faszinierend mit anzusehen, denn er glaubt nicht, dass er sie je so verdutzt hat gucken sehen.

Er kichert.

Daraufhin verzieht Rem das Gesicht und dreht den Kopf weg. »Du bist zu reich«, grummelt sie.

»Solltest du dich nicht beglückwünschen, so einen guten Fang gemacht zu haben?«, fragt Kohei immer noch kichernd.

Rem schnalzt mit der Zunge und richtet dann ihren Blick auf die Tür, die von einem Angestellten geöffnet wird, der einen Servierwagen hereinschiebt.

Kohei bemerkt, dass Rem etwas nervös wirkt, als der erste Gang serviert wird, auch wenn sie sich Mühe gibt, sich nichts anmerken zu lassen. Er fragt sich, wie oft er mit ihr ausgehen muss, bis sie sich daran gewöhnt. Aber so wie die Dinge liegen, wird sie bald genug verdienen, um sich Luxushotels und -restaurants selbst leisten zu können. Kohei ist sich fast sicher, dass Toshiro bereits einen Job im Auge hat, den er Rem geben will. Der Gedanke, dass er und Rem nicht mehr zusammenarbeiten werden, ist bedauerlich, aber früher oder später wäre das sowieso passiert. Und wie könnte er sich für Rem wünschen, dass sie ihr Potenzial daran verschwendet, ihr Leben lang Werbung zu verkaufen.


 

»Das Essen war wirklich gut.« Rem lächelt etwas unbeholfen, als die Angestellten das Geschirr des Nachtischs abräumen. Sie ist noch nervöser als zu Beginn des Essens, was aber wohl Koheis Schuld sein dürfte. Während sie aßen, hat Rem mehrere Male versucht, ein Gespräch anzufangen, aber Kohei ist nie mit mehr als knappen Antworten darauf eingegangen, weil er zu beschäftigt damit gewesen ist, ihr beim Essen zuzusehen.

Eigentlich wollte er mit ihr über die Nachrichten reden, von denen Yuji ihm erzählt hat, aber während er ihr zusah, hat er es nicht übers Herz gebracht, davon anzufangen und ihr den Appetit zu verderben.

Kohei beobachtet, wie die Angestellten das Penthouse verlassen.

»Sag es schon.« Rems Stimme klingt ungeduldig und Kohei richtet seinen Blick wieder auf sie. »Was denn?«

Sie seufzt. »Du hast mich die ganze Zeit angestarrt, als würdest du auf den richtigen Moment warten und es muss wichtig sein, wenn du dafür ein ganzes Penthouse reserviert hast.«

Kohei mustert sie einen Moment mit Bedauern. Es wäre so schön, wenn sie einfach diesen Abend genießen könnten, ohne dass er Rem Sorgen machen muss. Und ginge es nach ihm, hätte er Rems Handy heimlich nach den Nachrichten durchsucht und sich allein darum gekümmert. »Du wolltest, dass ich aufhöre, Dinge hinter deinem Rücken zu tun«, beginnt er und überlegt, ob er versuchen sollte, Rem zu überzeugen, sich das anders zu überlegen. Aber bevor er weitersprechen kann, schlägt Rem mit den Händen auf den Tisch. »Hast du vor Yuji zu versetzen?!«, ruft sie und starrt ihn mit einem panischen Blick über den Tisch hinweg an. »Das geht nicht! Seine Karriere beginnt gerade Schwung zu nehmen, wenn du irgendetwas tust - «

»Darum geht es nicht!« Kohei hebt die Hand, um sie zu unterbrechen. Außerdem fühlt er sich ein wenig im Unrecht, da sie ihn behandelt, als wäre er ein Mafiaboss.

Rem mustert ihn misstrauisch.

Er seufzt geschlagen. Das ist wohl der Preis dafür, dass er Rem angelogen hat. »Du warst auch nicht ehrlich zu mir.«

Sie runzelt die Stirn. »Was meinst du?«

Bevor er darauf antwortet, lehnt er sich über den Tisch und nimmt Rems Hände in seine. »Wieso hast du mir nicht erzählt, dass dich jemand mit Nachrichten belästigt hat, als Marika diese Gerüchte über dich verbreitet hat.«

Rem versteift sich. »Das...woher weißt du das?«

Kohei drückt ihre Hände. »Das ist nicht wichtig. Was wichtig ist, ist, dass du solche Dinge nicht geheim halten solltest.«

Rem beißt sich auf die Lippe und starrt auf die Tischplatte. »Es waren nur Nachrichten und es hat ja wieder aufgehört.«

»So etwas hört nie auf, wenn man einfach abwartet und darauf hofft«, erwidert Kohei mit ruhiger Stimme.

»Aber das hat es und - « Sie bricht ab und richtet ihren Blick abrupt auf ihn. Einen Moment starrt sie ihn so entgeistert an, dass Kohei sich fragt, was er falsch gemacht hat. Dann sagt sie: »Du warst das, der die Gerüchte über Ms. Sasaki verbreitet hat.«

Kohei runzelt die Stirn. »Ja. Und?«

Rem öffnet den Mund, aber sie sagt nicht sofort etwas. Stattdessen atmet sie geräuschvoll aus und schüttelt den Kopf. »Aber du warst so nett zu ihr. Und du warst so wütend, weil sie unter den Gerüchten gelitten hat.«

»Ich war wütend, weil sie deinen Ruf zerstören wollte, wegen einem lächerlichen Gefühl von Eifersucht. Und ich war nur nett zu ihr, weil ich so an sie herangekommen bin und sie im Auge behalten konnte.«

Rem starrt ihn an. Sie scheint nachzudenken und abzuwägen, ob sie sein Verhalten tolerieren kann. »Sie hat nicht einmal geahnt, dass du ihr in den Rücken fällst«, sagt sie dann und Kohei ist nicht sicher, worauf sie sich bezieht. Aber sie scheint zu vergessen, was Marika getan hat. »Hab kein Mitleid mit ihr. Sie hätte dich fast umgebracht. Sie verdient alles, was jetzt kommt und mehr.« Er sieht sie bedeutungsvoll an, um ihr zu verstehen zu geben, was er meint.

Rem senkt den Blick. »Ich habe auch so etwas wie Schamgefühl, weißt du«, sagt sie mit leiser Stimme.

Er weiß nicht, was genau das für Nachrichten gewesen sind, aber wenn Rem, die für gewöhnlich keine Toleranz für Straftaten solcher Art hat, eher schweigt, als die Situation auszunutzen, sagt das einiges. Ihm wird ganz anders bei dem Gedanken daran, aber er ist um so mehr entschlossen, die Nachrichten gegen Marika zu verwenden.

Er hebt Rems Hände vom Tisch und drückt seine Lippen gegen ihre Finger. »Ich werde dafür sorgen, dass all das aus deinem Leben verschwindet. Versprochen«, haucht er, während er zu ihr sieht. »Vertrau mir.«

Widerwillen steht in Rems Blick, aber sie weicht seinem nicht aus. Ihr Atem geht zittrig und er spürt, dass auch ihre Hände beben. Aber dann nickt sie.

Kohei lächelt. »Danke«, sagt er, bevor er erneut ihre Hände küsst.


 

Es ist der letzte Tag des Jahres im Büro und Kohei steht mit Rem vor der Liste mit dem Aushang für die Jahresendauswertung. »Wann hattest du die Zeit, so viel zu arbeiten?«, brummt er missmutig, als er sieht, dass sie trotz der Rückschläge in den vergangenen Monaten, einen guten Vorsprung vor ihm hat. Besonders der Abstand zwischen ihnen im Dezember ist groß.

»Es ist erstaunlich, wie viel Zeit man hat, wenn man nicht so tut, als wäre man ein Gangster«, antwortet sie und Kohei richtet seinen Blick empört auf sie. »Bist du sarkastisch mit mir?«

Rem erwidert seinen Blick und hebt herausfordernd eine Braue.

Ein Kichern ertönt hinter ihnen und Kohei dreht sich zu Tomoda um. »Flirten am Arbeitsplatz?«, fragt er und wackelt mit den Augenbrauen.

»Halt die Klappe«, sagt Kohei, bevor Rem sich für irgendetwas entschuldigen kann.

»Sei doch nicht so.« Tomoda legt Kohei eine Hand auf die Schulter. »Es freut mich für dich, dass du nach zwei Jahren endlich den Mut gefunden hast – «

»Wer hat seinen Mut gefunden?«, unterbricht Kohei mit drohendem Unterton.

Tomoda lacht und richtet seinen Blick auf Rem. »Ms. Aozora, was sagen Sie zu einem Doppeldate? Meine Freundin Hikari ist der Hammer.«

»Warum verbringst du dann nicht Zeit mit ihr allein?«, sagt Kohei an Rems statt. »Rem und ich sind beschäftigt.«

»Du hast doch nur Angst, dass du dich beim Zocken vor Ms. Aozora blamierst.«

»Nicht jeder verbringt jede freie Minute mit Videospielen wie du«, sagt Kohei, der zwar auch ab und zu einen Abend mit Videospielen genießt, seit er mit Rem zusammen ist, jedoch kaum noch Zeit dafür findet.

In diesem Moment legt Rem ihm eine Hand auf den Arm. »Ich habe auch schon Videospiele gespielt«, sagt sie und sieht ihn mit einem eigenartig entschlossenen Blick in den Augen an.

Kohei blinzelt. »Was?«

»Ich kann nicht versprechen, dass ich sehr gut darin bin, aber wenn das Mr. Murasaki nichts ausmacht, habe ich nichts gegen ein Doppeldate.«

»Natürlich macht mir das nichts aus. Es geht nur darum, Spaß zu haben«, sagt Tomoda, als hätte er sich nicht erst vor einer Weile darüber beklagt, dass er Beziehungsprobleme mit seiner Freundin hat, weil sie besser zocken kann.

Allerdings beachtet Kohei ihn nicht. »Wieso lässt du dich plötzlich so leicht bequatschen? Du musst nichts tun, das du nicht willst.«

Rem schüttelt den Kopf. »So ist das nicht. Du und Mr. Murasaki seid gute Freunde, ich dachte nur, es wäre schön, wenn wir auch miteinander auskämen.«

Kohei starrt sie an. Bei ihr gibt es also nicht nur einen Familienbonus, sondern auch einen Freundebonus? Und was soll dieser erwartungsvolle Blick, mit dem sie ihn ansieht? Sie haben immer noch ein paar Stunden Arbeit vor sich.

Bei diesem Gedanken nimmt Kohei mit viel Mühe den Blick von Rem und sieht woanders hin.

Tomoda kichert und Kohei weiß, dass Rem ein verwirrtes Gesicht macht. Aber er kann nichts gegen das Gefühl von Wärme tun, das ihm in die Wangen steigt, außer sie hinter seiner Hand verbergen.


 

Es ist nicht groß überraschend, dass Kohei an diesem Tag nicht mehr sehr produktiv ist, was die Arbeit angeht, und dabei ist er nicht der einzige. Aber während im Büro schon halb die Neujahrsparty einleitet wird, hat Kohei anderes im Kopf. 

Vor einem Jahr haben Rem und er angefangen, aus den monatlichen Endauswertungen einen Wettkampf zu machen und heute spricht zum ersten Mal seit langem nichts dagegen, dieses Ritual fortzusetzen. Aus diesem Grund beobachtet Kohei Rem, um herauszufinden, ob sie das genauso sieht, und zu seinem Glück antwortet sie auf seine Frage, welche Pläne sie für den Abend habe, dass sie nach Hause möchte. Sie spezifiziert nicht, welches zu Hause sie meint, aber sie kommentiert es nicht, als er sie zu seiner Wohnung fährt.

Sie einigen sich auf Pizza fürs Abendessen und während Kohei selbige bestellt und hinterher Tee für sie beide macht, setzt Rem sich vor den Fernseher und sieht die Auswahl an Filmen durch, die er hat.

Als Kohei mit den Tassen zu ihr kommt, ist sie noch vollauf damit beschäftigt. Es sind die Tassen, die sie ihm geschenkt hat und die ihn dazu verleitet haben, mehr Kaffee und Tee zu trinken. Rem ist bisher noch nicht dazu gekommen, ihre Tasse mit zu sich zu nehmen, da sie von seiner Wohnung aus immer direkt ins Büro gegangen ist, wohin sie die Tasse nicht mitnehmen wollte. Außerdem hat sie in der letzten Woche sowieso mehr Zeit in seiner Wohnung verbracht als in ihrer und Kohei gefällt es, dass er die Tasse als Ausrede benutzen kann, um Rem zu sich einzuladen.

»Danke«, sagt Rem, als sie ihn mit den Tassen sieht und streckt ihm die Hände entgegen, um ihre Tasse, die weiße, zu nehmen. Aber kurz bevor ihre Finger sie erreichen, zieht Kohei seinen Arm zurück. »Angenommen, ich nehme diese Tasse als Geisel«, beginnt er, während Rems Augen sich fragend auf ihn richten. Aber sie lächelt. »Es ist deine Tasse. Wenn du sie lieber behalten willst, ist das dein Recht«, sagt sie amüsiert und Kohei rümpft unzufrieden die Nase. Er gibt ihr die Tasse und setzt sich neben sie. »Du willst einen Film sehen?«, fragt er, während er die Cover der Actionfilme betrachtet, die auf dem Bildschirm des Fernsehers angezeigt werden.

»Ja. Ich bin müde und mir ist nach einem ruhigen Abend«, antwortet Rem, die ihre Aufmerksamkeit ebenfalls wieder auf den Fernseher gerichtet hat.

»Ruhig?«, wiederholt Kohei skeptisch.

Rem sieht ihn an. »Magst du Action nicht?«

»Doch.« Kohei lächelt, froh, dass Rem kein Fan von schnulzigen Liebesfilmen ist, wobei er wohl auch die mit ihr gesehen hätte.

Er beobachtet sie, wie sie sich wieder auf die Filme konzentriert und mit einem sehr ernsten Blick abwägt, bis sie schließlich einen Film auswählt, nachdem sie Kohei einige Male nach seiner Meinung gefragt hat. Dabei hat sie dieselbe Ausstrahlung, wie bei der Arbeit, wenn sie eine Strategie für eine Kampagne ausarbeitet, nur dass sie mit angezogenen Beinen auf seiner Couch sitzt und seine zu großen Klamotten trägt. Allerdings hat ihre gründliche und zeitaufwendige Auswahl Methode, wie er später herausfindet.

»Wir können nicht mit dem Film anfangen, bevor die Pizza da ist«, erklärt Rem ihm, als wäre das eine allseits bekannte Tatsache und Kohei vergisst völlig, enttäuscht darüber zu sein, dass sie tatsächlich vorhat, nur einen Film anzusehen.

Erst als die Pizza gegessen ist und er bemerkt, dass Rem einen recht schläfrigen Eindruck macht, fällt es ihm wieder ein und er lehnt sich etwas zu ihr. »Hast du nicht etwas vergessen?«, flüstert er, woraufhin sie mit einem Blinzeln den Blick auf ihn richtet. Sie scheint jedoch nicht zu verstehen, was er meint.

»Du hast die Jahresendauswertung gewonnen«, hilft er ihr auf die Sprünge.

Erkenntnis leuchtet in ihren Augen auf. »Stimmt«, sagt sie und ein Lächeln umspielt ihre Lippen, während sie ihn in Augenschein nimmt.

Koheis Herzschlag beschleunigt sich, als er sich fragt, was ihr durch den Kopf geht, wobei seine Gedanken unwillkürlich ein Jahr zurückwandern. Ihre Beziehung sah damals noch deutlich anders aus, aber trotzdem war es bis dahin eine der besten Nächte, die er je mit einer Frau verbracht hat.

»Lehn dich zurück«, sagt Rem, die nun neben ihm auf dem Sofa kniet.

Kohei tut, was sie sagt, ohne sie aus den Augen zu lassen.

»Jetzt leg deinen linken Arm auf die Rückenlehne.«

Kohei runzelt die Stirn, aber er tut auch das. Und dann beobachtet er verdutzt, wie Rem die Arme um seine Mitte schlingt und sich an seine Seite kuschelt. Sie rutscht eine Weile herum, aber dann scheint sie eine gemütliche Position gefunden zu haben, denn er spürt, wie sie sich entspannt. Und das ist alles.

Kohei sieht auf sie hinab, während er langsam Rems Wärme an seiner Seite zu spüren beginnt. Außerdem kann er den Duft von ihrem Shampoo riechen und ohne darüber nachzudenken, nimmt er die Hand von der Rückenlehne und berührt ihr Haar.

Es ist definitiv anders als letztes Jahr, aber er verspürt nicht das geringste Bedürfnis, mit der Situation von damals zu tauschen. Er drückt Rem einen Kuss auf den Kopf und genau in diesem Moment klingelt sein Handy.

Irritiert und genervt davon, gerade jetzt gestört zu werden, wirft Kohei seinem Handy einen verärgerten Blick zu, als er es aus seiner Hosentasche fischt. Er hätte es in der Küche liegen lassen sollen, denkt er, bevor er die Nachricht liest.

Sie ist von seinem Bruder und enthält nur drei Worte: >Ich tue es.<

Kohei starrt die Nachricht einen Moment an. Dann lacht er.

»Was ist?« Rem hebt den Kopf und sieht ihn fragend an.

Kohei lässt sein Handy auf die Couch fallen und legt seine Hand auf ihre Wange.

Rem gibt einen überraschten Laut von sich, als er sie küsst, der so süß ist, dass Kohei den Kuss unplanmäßig vertieft. Als er sich dann von ihr löst und ihren verwirrten Blick sieht, muss er erneut lachen. »Du bist unglaublich, Rem«, sagt er mit einem breiten Grinsen und er war nie glücklicher, eine Kitsune zur Freundin zu haben.

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