Posterboy

XXXVI.

Echt

Es war keine Lüge, als Kohei gesagt hat, es wäre besser für ihn zu gehen, und das hat er vorgehabt. Nachdem er in die Küche gekommen ist und Rem gesehen hat, wie sie vor dem Waschbecken steht, mit einem lockeren Dutt und in bequemen Hausklamotten, die Ärmel ihrer flauschigen weißen Jacke hochgekrempelt, und den Abwasch macht, wusste er, was passieren würde, wenn er bleibt. Und er wollte Rem beweisen, dass er von nun an eine andere Art von Beziehung mit ihr verfolgt.

Aber was soll er tun, wenn sie ihn so ansieht? Rem, die eine Expertin darin ist, ihre Gefühle zu verbergen, macht ein verdrießliches Gesicht, das ihm sagt, dass er nicht der einzige ist, der Hintergedanken hat, was diesen Abend betrifft.

Und so, noch bevor er entschieden hat, was er als Nächstes tut, küsst er sie.

Er kann Rems Überraschung spüren, die jedoch nur kurz wärt, bevor sie die Arme um seinen Hals schlingt und den Kuss leidenschaftlich erwidert. Es ist eine so niedliche Reaktion, dass Kohei den Drang hat zu kichern.

»Mh, ich muss auch nicht gehen«, murmelt er in einer Atempause, die auf sich warten ließ, da Rem sich an ihn klammert, als würden sie sich für die nächsten zwei Jahre nicht mehr sehen.

»Nicht?« Rem lockert ihre Umarmung etwas, um ihn anzusehen. Hoffnung glitzert in ihren Augen. »Aber ich dachte, das war ein wichtiger Anruf.«

»Ach was, das war mein Großvater. Er wird patzig, wenn man ihn ignoriert, deswegen bin ich rangegangen.«

Sie legt den Kopf schief. »Wieso willst du dann gehen?«, fragt sie und ihre Arme rutschen von seinem Hals, sodass nur noch ihre Hände auf seinen Schultern liegen.

Kohei zögert, als ihm klar wird, dass Rem seine Absichten missverstehen könnte. »Ich dachte, es wäre unter den Umständen anständiger…«

Rem betrachtet ihn mit einem Blick, als wüsste sie nicht, was damit gemeint sein soll. »Du willst jetzt anständig sein?«

»Zweifelst du daran, dass ich ein Gentleman bin?«, fragt Kohei im Gegenzug.

Rem zieht sich noch weiter von ihm zurück. »Wenn du lieber gehen willst, um dein Image aufrechtzuerhalten«, beginnt sie, aber Kohei schlingt einen Arm um ihre Taille und zieht sie wieder zurück. »Man könnte meinen, dir ist es egal, ob ich gehe oder nicht.«

Rem, die grinst, als wäre sie glücklich darüber, von ihm festgehalten zu werden, streckt eine Hand nach ihm aus. »Ich respektiere nur den Wunsch meines Freunds, ein Gentleman zu sein«, sagt sie mit weicher Stimme, während ihre Fingerspitzen über seine Wange streichen.

Kohei spürt, wie er lächeln muss, als Rem ihn als ‚ihren Freund‘ bezeichnet. Ihm gefällt der Klang davon und wie Rem es ausspricht, die Wangen leicht gerötet. Der Blick in ihren Augen und die sanfte Berührung auf seinem Gesicht. All das macht ihn ganz hibbelig und er drückt seine Lippen auf Rems, bevor sie merkt, wie aufgeregt er ist.

Sie erwidert den Kuss, als hätte sie nur darauf gewartet und ihre Hand rutscht von seiner Wange zu seiner Schulter. Er spürt, wie sie sie unter seinen Mantel schiebt und er lässt sie los, um ihn auszuziehen. Seine Schuhe sind etwas schwieriger loszuwerden, ohne dabei aufzuhören, Rem zu küssen, aber er schafft es, sie sich von den Füßen zu kämpfen. Und dann kann er seine Aufmerksamkeit endlich völlig auf Rem richten.

Er legt beide Arme um sie, als er zu ihr in den Wohnbereich tritt, sodass er sie vom Boden hebt, woraufhin Rem sich fester an ihn klammert. »Schlafzimmer«, murmelt sie undeutlich gegen seine Lippen.

Kohei grinst. »Hast du es so eilig?«

Rem nickt nur, bevor sie ihn wieder küsst.

»Mh«, macht Kohei, froh, dass er weiß, wo ihr Schlafzimmer ist. »Ich liebe deine Ehrlichkeit.« Es ist, als würde sie ihm auf jede mögliche Art mitteilen, wie sehr sie ihn will und das Gefühl von ihr begehrt zu werden ist berauschend. Und, vielleicht weil es so lange her ist, kribbelt sein ganzer Körper vor Erwartung und kaum haben sie das Schlafzimmer erreicht, drückt er Rem aufs Bett.

Sie hat die Beine um seine Hüfte geschlungen und ihre Bewegungen machen ihn ganz verrückt. Seine Hand tastet sich nach unten zu ihrer Hose und Rem stöhnt. Ihre Hände zerren an seinem Hemd und sie dreht den Kopf zur Seite. »Schublade«, keucht sie, während er seine Lippen gegen ihren Hals presst. »Ah!« Sie zappelt unter ihm, fast als wollte sie ihm entkommen. »Ah, Inouye, da ist – ah!«

Er hat keine Ahnung, warum sie gerade jetzt so viel zu sagen hat, aber ihre Stimme lässt seine Ungeduld nur wachsen.

»Kondom!«, stöhnt Rem und zieht an seinen Haaren. »Schublade!«

Kohei hasst es, dass sie recht hat und mit einem frustrierten Knurren hebt er den Kopf, um sich nach dieser dämlichen Schublade umzusehen. Zum Glück befindet sich der Nachttisch, den Rem wohl meint, direkt neben ihnen und Kohei öffnet die Schublade.

»Links, an der Seite«, sagt Rem und er zieht eine Packung aus der Schublade und holt ein Kondom heraus, bevor er die Packung aufs Bett wirft. Er hält das Kondom zwischen den Zähnen, während er Rems Beine von seiner Hüfte löst. Dann packt er den Bund ihrer Hose und zieht sie samt Slip herunter.

Rem bewegt die Beine, um ihm zu helfen, und als ihre Hose auf dem Boden liegt, greift sie nach seinem Gürtel.

Kohei stöhnt frustriert, während er die Verpackung des Kondoms aufreißt. Seine Hände zittern, als er es überstreift, aber dann packt er Rems linkes Bein bei der Kniekehle und hebt es über seine Schulter, während er sich zu ihr hinunterbeugt.

Das hohe Wimmern, das Rem von sich gibt, wird von seinen Lippen erstickt und jagt einen Schauder durch Koheis Körper. Seine Hüften bewegen sich in einem schnellen Rhythmus und alles, woran er denken kann, ist das elektrisierende Gefühl von Rems Wärme.

Seine Lippen wandern erneut zu ihrem Hals und er nimmt einen tiefen Atemzug, während er ihrer Stimme lauscht. Alles an ihr ist so betörend, dass er nicht genug kriegen kann. Ihre Geräusche, ihr Geruch, das Gefühl ihrer Haut.

»Ah! Inouye!« Rems Stimme geht eine Tonlage höher und ihre Fingernägel kratzen über seinen Rücken. Sie zappelt unter ihm, aber seine Bewegungen werden nur gröber, während er ihre ekstatischen Schreie genießt.

Und es ist immer noch nicht genug. Seine Zähne graben sich in ihren Hals und er erhöht sein Tempo. Mehr, ist das einzige, woran er denken kann, während er in sie stößt wie ein Besessener. Dann geht ein Zittern durch seinen Körper und er öffnet mit einem Keuchen den Mund.

Rem keucht ebenfalls. Ihre Hände sind von seinem Rücken gerutscht und liegen neben ihr auf der Matratze.

Kohei drückt sich hoch und sieht auf sie herab. Ihre Lippen sind geschwollen, ihre Wangen gerötet und Tränen glitzert in ihren Augen. Außerdem hat sich ihr Dutt aufgelöst. Aber sie ist obenherum noch vollständig bekleidet.

»Hm«, macht er und greift nach der Packung Kondome, um zu sehen, wie viele noch drin sind. Dann sieht er mit einem charmanten Grinsen auf Rem hinab, die schwer atmend daliegt.

Er klemmt sich ein zweites Kondom zwischen die Zähne und zieht dann seine Weste aus, löst seine Krawatte und öffnet sein Hemd.

Rem sieht ihm dabei fasziniert zu und als er sein Hemd zu Boden fallen lässt, stützt sie sich hoch und rutscht weiter aufs Bett. Dabei macht sie Anstalten, sich ebenfalls auszuziehen.

»Nicht«, sagt Kohei, als sie ihre Jacke über ihre Schultern rutschen lässt.

Sie hält inne und sieht ihn fragend an.

Er klettert zu ihr aufs Bett und schiebt die Hände unter ihr Shirt. Seine Hände tasten an ihrem Rücken nach dem Verschluss ihres BHs und öffnen ihn, bevor er sie auf die Matratze drückt. Dann schiebt er ihr Shirt mit samt BH bis zu ihrem Hals hinauf.

Mit zufriedener Miene sieht er auf sie hinab. Sie sieht in ihrer flauschigen Jacke niedlich aus. Er streicht mit einer Hand über die weiche Haut ihres Bauchs, bis er ihre Brust erreicht.

Rems Atem wird schwerer und sein Blick huscht zu ihrem Gesicht. Ihre Wangen sind rosig und in ihren dunklen Augen steht Erwartung.

Kohei umfasst ihre Brust, während er mit der anderen nach dem Kondom tastet, das er neben sich auf dem Bett abgelegt hat. Er lässt von Rem ab, um es überzustreifen und packt dann ihre Hüften, um sie näher zu sich zu ziehen.

Diesmal beginnt er langsam und beobachtet Rem dabei genau. Ihre Hände, die sich in die Laken krallen, den flackernden Blick in ihren Augen, der immer wieder zu ihm zurückkehrt, ihre leicht geöffneten Lippen, die von ihrem Speichel benetzt sind, weil sie sich auf die Unterlippe beißt, ihre Brüste, die im Rhythmus seiner Bewegungen auf und ab wippen.

»Inouye...« Rems Stimme ist nur ein Keuchen, aber sie streckt auffordernd eine Hand nach ihm aus.

Kohei kommt ihrer Bitte nach und beugt sich über sie, aber statt sie zu küssen, presst er seinen Daumen auf ihre Lippen. »Nenn mich beim Vornamen«, verlangt er mit sanfter, aber bestimmter Stimme.

Rem blinzelt, als würde seine Bemerkung sie überraschen. Dabei sollte sie das nicht, immerhin ist es höchste Zeit, dass sie aufhört, ihn nur mit seinem Familiennamen anzureden.

Aber anstatt zu tun, was er sagt, schlingt sie ihre Arme um seinen Hals und zieht ihn zu sich herunter. Sie legt auch ihre Beine um ihn und plötzlich findet Kohei sich auf dem Rücken liegend wieder.

Rem beugt sich mit einem Lächeln über ihn. »Werde ich«, flüstert sie, bevor sie ihre Lippen auf seine drückt.


 

Als Kohei am nächsten Morgen aufwacht, findet er sich in einem fremden Schlafzimmer wieder. Er hatte sich daran gewöhnt, in Rems alter Wohnung aufzuwachen, aber es ist das erste Mal, dass er das Schlafzimmer ihrer neuen Wohnung sieht. Als er kurz vor ihrem Einzug hier war, fehlte die Einrichtung und gestern Abend hat er nicht darauf geachtet.

Rem hat gesagt, dass ihre Mutter die Einrichtung übernommen hat und sie scheint eine Schwäche für Tücher und Vorhänge zu haben. Kohei betrachtet einen Moment lang das große Tuch, das wie ein Wandteppich an der Wand gegenüber hängt. Es ist rot und darauf abgebildet ist eine Tänzerin mit einem ausladenden Kleid.

Kohei lächelt, als er daran denkt, dass Rem nie so etwas aufgehängt hätte, bevor er sich dreht und zu Rem sieht, die neben ihm schläft. Er kann ihren Atem hören, aber sie liegt mit dem Rücken zu ihm. Und da er nicht daliegen und ihren Rücken anstarren will, rutscht er hinter sie und legt die Arme um sie. »Guten Morgen«, raunt er, während er sein Gesicht in ihre Halsbeuge drückt und ihren Duft einatmet.

Rem gibt ein Grummeln von sich, das ihm verrät, dass sie aufgewacht ist. Aber sie räkelt sich nur ein bisschen in seinen Armen, bevor sie weiterschläft.

Kohei kichert und beginnt ihren Hals mit Küssen zu übersäen.

Rem stöhnt leise und dann tastet sie mit der Hand nach seinem Gesicht, um ihn wegzuschieben. »Was ist los?«, murmelt sie mit verschlafener Stimme und einem Unterton, der ihm sagt, dass er sie in Ruhe lassen soll, wenn es nichts Wichtiges ist.

»Nichts«, sagt Kohei, während er ihr Handgelenk greift und ihre Finger küsst.

Sie versucht, ihre Hand zu befreien, aber als er sie nicht loslässt, lehnt sie sich nach hinten und Kohei lockert seine Umarmung, damit sie sich umdrehen kann. Er erwartet, dass sie ihn dafür tadelt, sie zu triezen, aber Rem schmiegt sich an ihn, einen Arm um seine Mitte gelegt und die Stirn gegen seine Brust gedrückt, und schläft weiter.

Zuerst ist Kohei etwas verlegen über ihre plötzliche Intimität, bis er versteht, dass Rems Umarmung Methode hat. In ihrer jetzigen Position ist der einzige Ort, den er küssen kann, ihr Kopf. Aber unter den Umständen stört ihn das nicht.

Mit einem Lächeln streicht er ihre Haare zurück, sodass ihr Ohr entblößt wird. »Wie lange willst du noch schlafen?«, fragt er mit leiser Stimme, während seine Finger in ihren Haaren verweilen und ihren Kopf kraulen.

Diesmal ist Rem still und versucht auch nicht, ihn wegzuschieben, woraus er schließt, dass es ihr gefällt.

»Wolltest du heute nicht mit mir ausgehen?«

Rem rührt sich nicht.

»Es ist schon ziemlich spät.«

Keine Reaktion.

»Oder schwebt dir ein Date im Bett vor?« Zugegeben, er hätte dagegen nichts einzuwenden.

Aber da seufzt Rem, sodass er ihren Atem auf seiner Brust spürt, und hebt den Kopf. Sie versucht wohl, ihn vorwurfsvoll anzusehen, aber weil sie so verschlafen aussieht und ihn immer noch umarmt, sieht sie einfach nur süß aus.

Seine Hand rutscht von ihren Haaren zu ihrer Wange. »Also?«

»Wie spät ist es?«

»Keine Ahnung.«

Eine Falte erscheint zwischen ihren Brauen. »Hast du nicht gerade gesagt, es ist spät?«

»Ja, weil ich schon wach bin«, erwidert Kohei mit einem Grinsen, was die Falte zwischen Rems Brauen tiefer werden lässt. »Übrigens, deine neue Wohnung ist weiter weg vom Büro, oder? Das heißt, du musst noch früher aufstehen und du hast auch kein Auto. Wie unpraktisch für jemanden, der gerne lange schläft.« Er beobachtet Rems Reaktion genau, um zu sehen, ob sie seine Absicht, dass sie unter der Woche bei ihm schläft, schon durchschaut.

Rem sieht ihn an, als würde sie nachdenken. Dann fragt sie: »Willst du, dass man im Büro von uns weiß?«

Kohei zuckt mit den Schultern. »Ich will nicht, dass man es weiß, aber ich will es auch nicht geheim halten. Es kommt sowieso raus.«

Rem senkt den Blick, aber sie nickt langsam. Sie ist eine ganze Weile still und Kohei überlegt, aus welchem Grund sie ihre Beziehung geheim halten wollen würde. Der Gedanke daran verpasst seiner guten Laune einen Dämpfer.

»Und was ist mit deiner Familie?« Rems Stimme klingt zögerlich.

Kohei wirft ihr einen verwirrten Blick zu. »Was soll mit meiner Familie sein?«

Rems Gesicht zeigt einen ungewöhnlich betretenen Ausdruck und sie scheint verunsichert zu sein. Und es hat offenbar nichts mit dem Büro zu tun. »Na ja, dein Großvater hat mich mehrmals gefragt, ob ich Ms. Sasaki nur deinetwegen loswerden will und auch wenn ich ihn nicht direkt belogen habe, könnte er das doch denken. Und dein Bruder kann mich überhaupt nicht leiden.«

Kohei starrt Rem an, die tatsächlich eingeschüchtert davon zu sein scheint. »Wen interessiert das?« Toshiro ist eine Sache, und der alte Mann wäre nervtötend glücklich über Koheis Beziehung mit Rem, aber er versteht nicht, weshalb Rem auch Saburo erwähnt.

»Wie kann mich das nicht interessieren? Sie sind deine Familie und sie haben etwas gegen mich.«

Kohei denkt einen Moment darüber nach. Aus Rems Sicht ist es sicherlich beängstigend, für die Mitglieder aus seiner Familie ein Dorn im Auge zu sein. Besonders nach allem, was sie durchmachen musste und in dem Wissen, dass sein Bruder eine Frau beschützt, die Rem beinah umgebracht hätte. »Soll ich den Kontakt abbrechen?«

Rem blinzelt. »Den Kontakt?«

»Es wird ein bisschen schwierig, besonders mit Toshiro, aber wenn ich ihn lang genug ignoriere - «

»Nein!« Rem stützt sich abrupt hoch. »So meinte ich das nicht! Ich wollte dich nur fragen, wie ich mich verhalten soll, damit wir eine gute Beziehung aufbauen können.«

Kohei runzelt die Stirn. »Du musst gar nichts tun. Wenn überhaupt müssen sie sich anstrengen, eine gute Beziehung zu dir zu haben. Und Saburo kannst du sowieso vergessen.« Wut steigt in seinem Bauch auf, als er an seinen Bruder denkt, der bereit ist, Rem in Gefahr zu bringen, nur um Marika weiter zu gefallen. Aber sie verfliegt schnell wieder, als Rem sein Gesicht berührt.

»Mr. Inouye hat mir gesagt, dass du und dein Bruder früher gut miteinander ausgekommen seid und dass ihr euch wegen Ms. Sasaki zerstritten habt.«

»Kann schon sein«, murmelt Kohei, der nicht über seinen Bruder reden will, es gleichzeitig aber genießt, wie Rem seine Wange streichelt.

»Ich habe darüber nachgedacht, weshalb er Ms. Sasaki so bedingungslos unterstützt. Du hast gesagt, dass ihr beide um ihre Zuneigung gekämpft habt, aber du hast auch gesagt, dass sie nicht in dich verliebt ist. Ist sie in deinen Bruder verliebt?«

Kohei schnaubt. »Nein. Wenn überhaupt, ist er ihr Diener Nummer eins, aber der Dummkopf glaubt, weil sie ihn alles für sich machen lässt, dass sie ihm vertraut.«

»Und du bist sicher, dass es nicht so ist?«

»Sie hat es mir gesagt.« Er spürt, wie er reflexartig zu lächeln beginnt, um ihr nicht zu zeigen, was ihm durch den Kopf geht. »Sie findet meinen Bruder langweilig und ich nehme an, es ist anstrengend vor ihm ständig das arme Mädchen zu spielen. Außerdem ist er ihr nicht auffällig genug.«

Rem runzelt die Stirn. »Was meinst du mit ‚auffällig‘?«

»Er ist mehr der seriöse Typ und gibt nicht so viel auf sein Aussehen. Er trägt Kontaktlinsen, weil Marika seine Brille nicht gefällt, aber das ist auch schon alles. Und sein Charakter ist auch nicht sehr entgegenkommend, wie dir vielleicht aufgefallen ist.«

»Und das hat dir Ms. Sasaki alles gesagt?« Rem sieht überrascht aus, aber Kohei will nicht länger darüber reden. Er nimmt ihr Handgelenk und drückt seine Lippen gegen ihre Handfläche. »Sie dachte wahrscheinlich, dass es mich freuen würde zu hören, dass ich besser bin als mein Bruder«, murmelt er und lässt seine Lippen zu ihrem Handgelenk wandern.

»Kannst du sie dazu bringen, das nochmal zu sagen?«

Kohei hält inne und sieht Rem verwirrt an. »Wozu soll das gut sein?«

»Ich dachte nur, dass dein Bruder das vielleicht auch hören sollte.«

Er blinzelt. Saburo würde Kohei nie glauben, wenn er ihm sagen würde, was Marika über ihn denkt. Selbst als sie seinetwegen bei Noué gearbeitet hat, hatte Saburo ihr geglaubt, dass sie ein rein platonisches Interesse an Kohei hat. Aber wenn er es direkt von Marika hören würde, wäre das etwas anderes. »Woran hast du gedacht?«

Ein Lächeln umspielt Rems Lippen. »Du hast doch gesagt, Ms. Sasaki würde auf der Weihnachtsfeier sein. Ich nehme an, dein Bruder wird auch da sein?«

Kohei nickt.

»Wir müssen nur einen Ort ausmachen, an dem du Ms. Sasaki zum Reden bringst und ich sorge dafür, dass dein Bruder das Gespräch hört.«

Es ist ein simpler Plan und wenn er Rems Hilfe bekommt, muss er sich keine Sorgen darum machen, dass er misslingt. Sein Bruder ist nicht dumm, aber er hatte es auch noch nie mit einer Kitsune zu tun. Ein Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. »Wenn er Marika fallen lässt, verliert sie ihr Alibi.«

»Und ihr könntet euch wieder vertragen.«

Koheis Grinsen verrutscht. »Wieso? Es ändert ja nichts daran, dass er ein Idiot ist.«

»Er ist verliebt. Und auf eine Weise ist es romantisch, dass er bereit ist, alles für Ms. Sasaki zu tun«, sagt Rem, aber Kohei schüttelt den Kopf. »Er deckt einen Mordversuch an dir. Das ist auf keinen Fall romantisch.«

Rem zögert, als könnte sie dem nichts entgegensetzen. »Aber er ist dein Bruder.«

»Na und? Das macht es nur schlimmer.« Es gab mehrere Situationen, in denen er sich gewünscht hätte, nicht mit seinem Bruder verwandt zu sein, um nicht ständig mit ihm verglichen zu werden. Aber es war nie so ein starkes Gefühl wie jetzt.

»Kann ich dich etwas fragen, Inouye?«, fragt Rem dann mit ernster Stimme und Kohei verzieht das Gesicht. »Nein«, sagt er.

Rem sieht ihn verdutzt an. Sie macht ein so verwirrtes Gesicht, dass es Kohei ärgert, weil sie offensichtlich nicht versteht, weshalb er abweisend reagiert.

»Jemand, der mich nur mit dem Nachnamen anredet, darf mir keine Fragen stellen.« Er weiß, dass er sich kindisch benimmt, aber er will weniger denn je von ihr mit seinem Familiennamen angeredet werden. Und er ist ein wenig beleidigt, dass sie seine Bitte, seinen Vornamen zu benutzen, einfach ignoriert.

»Ich habe mich nur noch nicht daran gewöhnt.«

»Ausreden«, sagt Kohei. »So langsam glaube ich, du willst nur verheimlichen, dass du vergessen hast, wie ich heiße.«

»Ich hebe es mir nur für einen besonderen Moment auf«, sagt Rem, klingt jedoch etwas kleinlaut und sie weicht seinem Blick aus.

Koheis Augen schmälern sich misstrauisch. Sie hat nicht wirklich seinen Namen vergessen, oder?

Als Rem seinen Ausdruck sieht, beugt sie sich zu ihm herunter und gibt ihm einen Kuss. Erst auf seinen Mund, dann auf seine Wange.

Es tut Wunder, um Koheis Ärger verfliegen zu lassen, aber das kann er sie nicht wissen lassen. »Wenn du glaubst -«, setzt er an, aber in diesem Moment erreichen Rems Lippen sein Ohr. »Ich liebe dich, Kohei.«

Kohei erstarrt. Rems Haare streichen über seinen Hals und der Klang ihrer weichen Stimme kitzelt sein Ohr. Ihre Worte wiederholen sich mehrere Male in seinem Kopf, ehe er sie richtig versteht. Und dann schießt Hitze durch seinen Körper. Seine Ohren rauschen und sein Gesicht fühlt sich so heiß an, als hätte jemand ein Feuer direkt davor entzündet.

Er hebt eine Hand, um sein Gesicht dahinter zu verbergen, aber in diesem Moment richtet Rem sich ruckartig auf. Anstatt ihn anzusehen, dreht sie ihm den Rücken zu. »Aber du hast recht, es ist schon spät und wenn wir heute noch etwas unternehmen wollen, sollten wir aufstehen. Oh, und ich muss auch nachsehen, was ich noch im Kühlschrank habe. Vielleicht muss ich noch einkaufen gehen oder wir können zum Frühstücken irgendwo hingehen.« Rems Stimme ist etwas undeutlich, weil sie von ihm weg spricht, aber sie redet außerdem so schnell, dass er sie kaum versteht und Kohei begreift, dass sie mindestens so aufgeregt ist wie er.

Er packt ihr Handgelenk, bevor sie aus dem Bett krabbeln kann, und zieht sie zurück in seine Arme. »Sag das nochmal.« Er kann spüren, wie warm sie ist und wie sie ihr Gesicht gegen seine Brust drückt, damit er es nicht sieht.

Es stört ihn nicht, da er weiß, dass sein Gesicht ebenfalls rot ist und noch dazu kann er nicht aufhören, wie ein Idiot zu grinsen.

»Ähm, wegen dem Frühstück - «

»Nicht das.«

»Oh…« Rem zappelt etwas. »Ich dachte nur -, es klang, als hättest du schlechte Erfahrungen gemacht und ich dachte, ich sollte es zuerst sagen.«

»Also hast du es nur aus Mitleid gesagt?«

Rem richtet sich abrupt auf. »Nein!«, ruft sie, bis sie das Grinsen auf seinem Gesicht sieht und Kohei beobachtet fasziniert, wie sie unter seinem Blick errötet.

»W-Wie auch immer, ich sollte - «

Da er ahnt, dass sie schon wieder abhauen will, schlingt Kohei seine Arme um sie und dreht sie herum, sodass sie unter ihm liegt. »Hiergeblieben«, sagt er, während er ihre Handgelenke in die Kissen drückt. »Du kannst mich nicht verführen und dann wegrennen.« Ein charmantes Lächeln erscheint auf seinem Gesicht. »Lass uns ein Date im Bett haben.«

Dieses Feld ist obligatorisch

Dieses Feld ist obligatorisch

Die E-Mail-Adresse ist ungültig

Ich bin damit einverstanden, dass diese Daten zum Zweck der Kontaktaufnahme gespeichert und verarbeitet werden. Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung jederzeit widerrufen kann.*

Dieses Feld ist obligatorisch

* Kennzeichnet erforderliche Felder
Bei der Übermittlung Deiner Nachricht ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuch es erneut.
Vielen Dank für Deinen Kommentar :)

Kommentar

Konstruktive Kritik ist immer erwünscht. Schreib mir, was du denkst und hilf mir damit weiter :)

© 2024 Urheberrecht. Alle Rechte vorbehalten.

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.